«SCHWYZER & SCHWEDE»
Haben Sie sich auch schon einmal gefragt,
weshalb wir Schweizerinnen und Schweizer im Ausland immer wieder
mit Schweden verwechselt werden oder warum «unsere» Apfelschuss-Geschichte auch in Skandinavien
bekannt ist?
Ganz einfach: weil wir alle von den Schweden abstammen!
So
jedenfalls will es eine uralte Legende *, die auch im «Ostfriesenlied
der Oberhasler» aus dem 16.Jh. überliefert ist.
Tritonus ist dieser Geschichte nachgegangen,
hat sie musikalisch aufgearbeitet und dabei viele spannende Gemeinsamkeiten
der beiden Länder entdeckt: Hirtenrufe, Lieder, Musikstücke
und Volksmusikinstrumente **.
Eingebettet in die Balladenerzählung des «Ostfriesenlieds» wird
in einem grossen Bogen die Geschichte der schweizerischen und schwedischen
Volksmusik von ihren allerersten Ursprüngen – den archaischen
Hirtenrufen – über Renaissancetänze bis hin zu barocken Walzern und Bellmann-Liedern des 18. Jahrhunderts präsentiert.
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Carl
Michael Bellman (1740-1795)
Schwedischer Liedermacher
mit Cister |
Urs
Klauser (Tritonus)
mit Cister |
«WYN & WYB»
Der zweite Programmteil basiert auf
dem Weinspiel von 1548, das in Form einer Gerichtsverhandlung
denWein anklagt und Schlemmerei und Trunksucht blossstellt. Es wird vom Dichter
Hans Rudolf Manuel folgendermassen beschrieben:
«Ein holdsaeligs Fassnachtspil
darin der edel wyn von der Truncknen rott beklagt /
vonn Raeblüthen geschirmbt und von Richtern ledig gesprochen
wirt /
gantz lieplich ze laesen.
Gespilt von jungen Burgern Zürich.»
In diesem Fasnachtsspiel werden auch
mehrere Musikstücke erwähnt, die in zeitgenössischen
Lautentabulaturen aufgefunden und rekonstruiert werden konnten. So erklingen denn
erstmals nach vielen hundert Jahren wieder der «Bättlertantz», «Baurenn Dantz“ und
der «Spysinger» imWirtshaus «Zur blawen Entten».
Aus dem Liederbüchlen der Maria Josepha Barbara Brogerin kommt ein aufwendig rekonstruierter, ganz spezieller «Totentanz» zur Aufführung. In diesem «Streitgesang» gelingt es einem «rässen» Appenzeller Weib, den Tod durch ihre Argumente zu überzeugen, sie jetzt noch nicht zum Tanz in den Tod mitzunehmen.
* Nach einer grossen Hungersnot in
Schweden kommen Könige und Räte zum Beschluss, dass jeder
zehnte Bürger das Heimatland verlassen und auswandern müsse,
da zu wenig Nahrung für alle vorhanden sei. Nach einer langen
und entbehrungsreichen Reise finden die Auswanderer ihre neue Heimat
schliesslich im Gebiet der heutigen Innerschweiz.
In einer Version der Legende opferten sich alle edlen und gutmütigen
Menschen zum Auswandern, um ihren Mitlandleuten damit das Überleben
zu ermöglichen. In einer anderen Version sind die Auswanderer
jedoch alles Taugenichtse und Schwerenöter, die man zum Wegziehen
gezwungen hatte. Das wären dann also unsere Urahnen, von denen
wir alle abstammen ...
** Obwohl die Legende der „Herkunft
der Schweizer“ nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eindeutig
falsch ist, existieren – nebst der Ähnlichkeit der beiden
Staatsnamen – doch viele interessante Gemeinsamkeiten.
So gab es z.B. in Schweden (Provinzen Jämtland und Dalarna)
vom Mittelalter bis ins 19. Jh. eine Art „Alpwirtschaft“.
Wie in der Schweiz verliessen Kühe und Geissen mit ihren Hirtinnen
im Frühling die heimischen Höfe, zogen in die höher
gelegenen Sommerfarmen (fäbdar) und blieben dort bis zum Herbst – die
Milch der Tiere wurde vor Ort zu Butter und Käse verarbeitet.
Im Gegensatz zur Schweiz lag in Schweden die Verantwortung für
alle Arbeiten im Zusammenhang mit dem Vieh aber in der Hand der
Frauen. Deshalb wurden auch alle Arten der schwedischen Hirtenmusik
von Frauen ausgeübt: „Jodel“, Löckler (schwedisch:
Kolock / Kulning!) und das Spielen des hölzernen Hirtenhorns
(lur).